Malgründe und Grundierung in der Ölmalerei

ARTIKEL:  ANDREAS FISCHBACHER / MALER UND PRIVATDOZENT  / April 2020 


Die besten Malgründe (Leinwand) der Ölmalerei und die richtige Vorbereitung des Untergrunds

Für die Porträtmalerei eignet sich als Malgrund am besten die herkömmliche und seit Jahrhunderten gebräuchliche, echte Leinwand. Leinwände sind im Laufe der Zeit zum beliebtesten Bildträger der Malerei – egal ob Acrylmalerei oder Ölmalerei, avanciert. Bei diesen flexiblen Malgründen handelt es sich um Gewebe, die meist aus Leinen, Hanf, Baumwolle oder Kunstfaser bestehen. Abgesehen von Geweben gibt es auch feste Malgründe, meist Mauerwerk und Holz. Die Gewebestruktur der Leinwand hat einen erheblichen Einfluss auf die stofflich-gestalterische Wirkung der Malerei. Auf die Vor- und Nachteile der verschiedenen Leinwände und anderer Malgründe werden wir im folgenden Artikel eingehen. Es ist wichtig, dass Sie bei Ihren Malprojekte für die besten Malgründe entscheiden, dabei möchten wir Ihnen behilflich sein in dem wir Ihnen hier wertvolle Tipps geben.

Malmittel der Ölmalerei, Porträtmalerei, Leinjöl

Definition - Malgrund

Als Malgrund bezeichnet man den Untergrund des Bildträgers. Dieser kann aus einer Vielzahl verschiedener Materialien wie Holz, Holzfaser, Kunststoff, Metall, Glas oder aus flexiblen Stoffen, wie Flachs/Leinen, Hanf, Jute, Baumwoll- und Mischgeweben und Seide bestehen. Bis ins 16. Jhd. hat man fast ausschließlich Holztafeln oder Mauerwerk als Malgrund verwendet. Erst ab der Neuzeit, verwendete man straff in Rahmen gespannte Hanf- und später Baumwoll- und Leinengewebe. Malgründe erhalten eine Grundierung aus Kreide, Titanoxid und Bindemittel wie Acrylbinder oder Leim, damit sich die Öl- oder Acrylfarbe gleichmäßig auf der Oberfläche verteilen kann und die unterschiedlichen Malmittel (wie Öle) nicht zu rasch in den Untergrund einziehen. 

 

Die gängigsten Malgründe der Porträtmalerei: 

 

Leinwände oder flexible Malgründe:

  • Hanffaser-Gewebe 
  • Baumwollgewebe 
  • Leinengewebe 
  • Mischfasergewebe (meist Bauwoll- und Kunstfasergewebe) 

Feste Malgründe:

  • Stein- oder Mauerwerk (Putz) 
  • Holz (Holzfaser-, Schichtholz- oder natürliche Holzplatten) 
  • Kupfer- oder andere Metallplatten 
  • Kunststoffplatten
  • Glas 

Inhalte

  • Geschichte der Leinwand als Bildträger und Malgrund
  • Die richtige Auswahl der Leinwand als Malgrund
  • Die richtige Behandlung und Grundierung der Leinwand.
  • Leinwand: Grundierung der alten Meister
  • Leinwand mit Keilrahmen richtig bespannen

Geschichte der Leinwand als Bildträger und Malgrund

Gerrit Dou - Painter In His Studio-1637

Vor dem Beginn der Neuzeit hat man ausschließlich auf Stein, verputztem Mauerwerk und grundierten Holztafeln gemalt. Dazu wurden die Holztafeln mit einer Schicht aus Gips und Leinenbinden überzogen und danach mehrmals glattpoliert. Die Holztafel war der vorherrschende Bildträger bis ins 15.- 16. Jhd.  Von Ihr stammt die Bezeichnung „Tafelmalerei“. Nach 1500 gab es bereits mehr Leinwandgemälde als Holztafelbilder. Besonders in Venedig wurde ab dem Beginn des 16. Jahrhunderts fast ausschließlich auf Leinwand gemalt.

 

Ab dem 16. Jhd. Jahrhundert wurden dann kaum mehr großformatige Holztafeln angefertigt, da diese schlecht zu transportieren, schwer zu hängen waren und bei Temperaturschwankungen Risse bekamen. An dessen Stelle traten sehr fest in Rahmen gespannte Hanfgewebe (siehe Bild). Diese waren zwar grob und knotig, allerdings wurden die Gewebe mit einem Hammer weichgeklopft, öfters grundiert und immer wieder angeschliffen - so oft, bis die Oberflächen ebenmäßig und glatt waren.

 

Im Wesentlichen hat sich an dieser Methode nichts geändert. Anstatt Hanffasern wurden ab dem 17. Und 18. Jhd. feinere Leinen- und Baumwollgewebe verwendet. Der Nachteil der flexiblen Bildträger ist, dass die Grundierung und die Farbschichten aufspringen können, denn die  Spannung der Leinwände gibt im Laufe der Zeit nach. Der große Vorteil ist die Leichtigkeit und flexible Handhabung beim Transport. Heute greift man auf eine Vielzahl verschiedener Gewebearten zurück, wobei auch Kunstfasern berücksichtigt werden. 

Die richtige Auswahl der Leinwand als Malgrund

Porträtmalerei, Ölmalerei, Fett auf Mager, Malmittel

Es gibt bei der Auswahl der Leinwände kein generelles „Richtig“ oder „Falsch“, die Gewebearten richten sich nach dem Wunsch des Künstlers und dieser hat sich wiederum nach dem Wünschen der Auftraggeber zu richten. Wenn Sie mithilfe feiner Lasuren und hoher Detailgenauigkeit ans Werk gehen, sollten Sie auf ein feines Gewebe aus Leinen oder Baumwolle zurückgreifen.

 

Gewebe werden nicht nur nach dem verwendeten Fasermaterial benannt und beurteilt, sondern auch hinsichtlich ihrer Bindung. Unter Bindung wird die verschiedenartige Verflechtung von Kett- und Schussfäden verstanden. Man unterscheidet die drei Grundbindungsarten Leinwandbindung, Köperbindung und Atlasbindung. Die Leinwandbindung ist die einfachste und festeste Bindung mit einem Bindungsrapport von zwei Kett- und zwei Schussfäden. Die Kettfäden laufen abwechselnd über bzw. unter einem Schussfaden hindurch. Leinwände mit Leinwandbindung wurden für textile Bildträger am häufigsten verwendet.

 

Baumwolle ist günstiger als Leinen allerdings weniger reißfest und sie gibt mit der Zeit nach, außerdem weist Leinen eine höhere Dichte auf. Feine Leinengewebe, wie belgisches oder französisches Rein-Leinen können, mit über 100,- €/m, sehr teuer sein. Für ungeübte Porträtmaler und Anfänger schlagen wir daher ein feines Bauwollgewebe in Leinwandbindung vor, sollte dieses zu dünn sein, kann es nachträglich und in mehreren Schichten nachgrundiert werden.

 

Tipp: Achten Sie beim Einkauf auf eine halbwegs gute Qualität der Ware. Gerade bei fertig gespannten Leinwänden können Welten in der Verarbeitung, Materialien und Grundierung liegen.

 

Tipp: Fast jedes Leinwandgewebe ist grundiert oder im Rohzustand erhältlich

 

Kurz zum Keilrahmen:

Da die aufgespannten Gewebe mit der Zeit ihre Spannung verlieren, wurde der ursprünglich verwendete Blendrahmen um die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts durch einen Keilrahmen ersetzt. Der Keilrahmen hat keine festverleimten Eckverbindungen. Die Enden der Leisten sind mit Zapfen und Schlitz versehen. Dadurch wird eine solide Verbindung gewährleistet, trotzdem können die einzelnen Rahmenschenkel mittels eingeschlagener Holzkeile auseinandergetrieben werden, daher ist jederzeit möglich die Leinwand nachträglich zu spannen.

 

Wir raten bei der Qualität der Keilrahmen auf die Billigvarianten zu verzichten. Die Erfahrung zeigt, dass zu schnell getrocknete und minderwertige Hölzer dazu neigen beim Auskeilen zu springen. Achten Sie unbedingt darauf, dass es möglichst keine Astlöcher im Holz gibt und die Kanten der Keilrahmen - an den Stellen, wo die Leinwand gespannt wird – keine Unebenheiten aufweisen. Gerade in den Selbstbedienungsläden der Großhändler scheint man eher auf die mangelnde Erfahrung von HobbymalerInnen zu zählen und lässt oft minderwertige Ware im Regal. Wenn Sie unsicher sind, sollten Sie sich unbedingt vom Fachpersonal – obwohl dieses zu einer aussterbenden Art geworden ist – beraten lassen, seien Sie in ihren Forderungen hartnäckig.  

Die richtige Behandlung und Grundierung der Leinwand

Grundierungen sind in verschiedenen Ausführungen erhältlich und bestehen im Wesentlichen aus Kreide, Gips (Calciumsulfat), Titanoxid oder Zinkweiß und einem Bindemittel. Die Grundierung der Gewebe ist notwendig, da sonst ein erheblicher Anteil des Öls aus den Malfarben vom Gewebe aufgesogen werden würde. Infolgedessen würde die Farbschicht stumpf erscheinen. Außerdem diente die Grundierung als Reflektor, um die Leuchtkraft der Farben zu erhöhen. Heute verwendet man hauptsächlich Acryl als Bindemittel und nimmt von Experimenten Abstand, da vermeintlich traditionelle Methoden, die Qualität der Grundierung nicht unbedingt erhöhen.

 

Nachdem das Rohgewebe auf den Keilrahmen gespannt wurde, empfiehlt es sich die Leinwand mit Acrylimprägnierung (Acrylbinder) einzulassen. Damit versiegelt man den Stoff, damit die flüssige Grundierung nach dem Auftrag nicht durch das Gewebe rinnen kann. Nach der Grundierung wird das fertige Gesso geringfügig mit Wasser verdünnt (ZB beim Lascaux Halbkreidegrund ca. 10%-20%) und in dünnen Schichten mehrmals aufgetragen. Zwischen dem jeweiligen Auftrag sollte eine Trocknungszeit von 2-3 Stunden liegen. Mehr als drei Schichten sind in der Regel nicht nötig, um einen stabilen Bildträger zu erhalten.  

 

Vorsicht: Wird das Gesso zu dick aufgetragen, entstehen entlang der Pinselstriche reliefartige Erhebungen, die die Bildqualität (vor allem bei der Porträtmalerei) stark beeinträchtigen könnte.

 

Es gibt verschieden Arten von Grundierungen, die meisten davon eignen sich sowohl für Öl- als auch für die Acrylmalerei. Jedoch sollten Sie unbedingt darauf achten, dass Grundierungen für Ölmalerei nicht zu saugfähig sind, da die Öle sonst in den Untergrund eindringen und die Farbpigmente nicht mehr auf der Leinwand haften, die Ölfarbe verliert ihre Brillanz. Sollte das der Fall sein, kann man dem Gesso klaren Acrylbinder beimengen. Früher hat man zu diesem Zweck Leinölfirnis verwendet, jedoch hat dieser den Nachteil der langen Trocknungszeiten und reagiert möglicherweise mit Fertigprodukten zum Nachteil. Ich persönlich lasse mir beim Grundieren der Leinwände sehr viel Zeit.

 

Die Erfahrung zeigt, dass der Untergrund eines Gemäldes wirklich gut vorbereitet sein muss, ansonsten sind Schwierigkeiten beim Malen vorprogrammiert. Lassen Sie alles gut trocknen und schleifen sie die einzelnen Schichten mit feinstem Schleifpapier glatt, bevor sie die nächste Gessoschicht auftragen. Natürlich können Sie dem Gesso Farbe beimengen, dafür würde sich Rötel, Lichter Ocker oder Umbra Natur in geringen Mengen sehr gut eignen. Die Leinwand sollte trotz Farbe genug Leuchtkraft haben.

 

Vorsicht: Achten Sie unbedingt auf Unreinheiten und Trockenpartikel, die in das Gesso fallen, auch Pinselhaar und grobe Staubpartikel können ihrem Malgrund schaden. Nach dem Trocknen haften diese fest am Malgrund und sind nur noch schwer zu beseitigen. 

Leinwand: Grundierung der alten Meister

Die Grundierung der Bildträger hat sich durch das die Erfindung der Acrylfarbe in den 1950er Jahren stark vereinfacht. Bis dahin mussten die Werkstätten der Künstler die Grundierungen mit selbst gekochtem Hasenhautleim, Kreide, Gips und Ölen, selbst herstellen. Am meisten wurde Kreide verwendet und diese mit Leim und Ölfirnissen vermischt. Der Begriff Kreide umfasst eine Anzahl verschiedener Materialien, wie die Champagner- oder Rügener Kreide, pulverisierten weißen Kalkstein (Jurakreide, Steinkreide), Marmormehl und pulverisierte Muschel- oder Eierschalen, die alle aus Calciumcarbonat bestehen.

 

Die Qualitäten der alten Grundierungen waren nicht unbedingt besser als moderne Fertigprodukte. Allerdings sind die alten Rezepturen durchaus interessant, da man die Beschaffenheit den individuellen Bedürfnissen des Malers und der verwendeten Technik anpassen konnte. Die Produktion ist jedoch sehr aufwendig und es können dabei viele Fehler gemacht werden – daher Vorsicht! Früher waren in Werkstätten Spezialisten für das Grundierung der Bildträger, das Anreiben der Farbe etc… tätig. Diese Spezialgebiete kann ein einzelner Maler nicht abdecken.

 

Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, saugfähige Oberflächen für Ölfarbe herzustellen. Eine althergebrachte Methode ist das Aufbringen von drei Leimschichten (nach Anweisung des Herstellers), auf die anschließend im Abstand von je 24 Stunden zwei weiße Grundierschichten aufgetragen werden. Die Leimschichten dienen dazu die Gewebe undurchlässig zu machen und abzudichten, die weißen Grundierschichten füllen die Gewebe auf und sollen Unebenheiten beseitigen. Zwischen den einzelnen Schichten wird die Grundierung mit feinstem Schleifpapier sehr vorsichtig glattgeschliffen. 

Leinwand mit Keilrahmen richtig bespannen

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