Alla-Prima-MAlerei - Technik und Tipps

ARTIKEL:  ANDREAS FISCHBACHER / MALER UND PRIVATDOZENT  / März 2020 


Primamalerei, Maltechnik "Alla-Prima" für Porträts

Im folgenden Artikel erklären wir Ihnen die essenziellen Schritte, um ein Porträt mit der Maltechnik Alla Prima anzufertigen. Die Primamalerei oder Alla-Prima-Malerei wird auch als direkte Malerei bezeichnet. Die Primamalerei ist eine zügige, spontane und deckende Maltechnik, hierzu eignen sich Ölfarben und Acrylfarben besonders gut. Wir haben uns auf die wichtigsten Informationen beschränkt, ganz nach dem Motto: Keep it Simple!

Alla Prima Porträtmalerei Palazzo Pitti Aufnahme Andreas Fischbacher

Inhalte

Primamalerei: Das Wichtigste in Kürze

  1. Die Auswahl des richtigen Pinsels und der richtigen Qualität der Ölfarben ist ganz entscheidend für das Gelingen des Porträts
  2. Die Motivauswahl sollte den Künstler inspirieren und ihn oder sie vor annehmbare Herausforderungen stellen.
  3. Ganz entscheidend für die Alla-Prima Maltechnik ist die Dynamik und der Pinselstrich, sowie der pastose Auftrag der Ölfarbe. 

Maltechnik Alla-Prima-Malerei

Die Anlage des Bildes nach reiner Alla-Prima-Technik erfolgt in sehr einfachen Arbeitsschritten und beinhaltet die Vorbereitung der Leinwand. Die Leinwand sollte hell grundiert sein, da eine zu dunkle Grundierung die Farbintensität beeinträchtigt. Der Auftrag der Acrylfarbe oder Ölfarbe muss pastos erfolgen, damit die Farbe die Leinwand abdeckt. Mit Malmittel (Terpentinöle, etc. …) sollte man sparsam umgehen. Diese verflüchtigen sich beim Trocknen und das vermindert die Leuchtkraft der Pigmente. Möchte man mit der Alla Prima-Technik die optimalen Ergebnisse erzielen, muss die Farbe nach dem Trocknen so ursprünglich wie möglich erhalten bleiben. Die Farbmenge und die Qualität der Ölfarbe sind daher entscheidend.

Grundierung und „Imprimatura

Die Grundierung der Leinwand erfolgt, wie schon erwähnt, mit einem Halbkreidegrund, welcher auch als Gesso (am besten von Lasceaux) bezeichnet wird. Das Gesso wird mit 10 – 15 % Wasser verdünnt und mit einem breiten und am besten gebrauchten Borstenpinsel auf die Leinwand aufgetragen – ich bevorzuge einen sehr dicht gewebten Baumwollstoff oder Leinen. Anschließend erfolgt die „Imprimatura“, hierbei wird die Leinwand mit Umbra Natur oder Raw Umber eingestrichen, einige Minuten auf der Leinwand "stehen" gelassen und dann mit einem Maltuch (am besten eignet sich altes Baumwolljersey), die Farbe wieder abgenommen. Die Restfarbe auf der Leinwand ist dann die Imprimatura oder auch Campitura. Diese Farbgrundierung ist entscheidend für das Gelingen der Malerei und sollte bei der Porträtmalerei nicht zu dunkel ausfallen. Man sollte genügend Spielraum haben, um nachträglich abzudunkeln 

Vorzeichnung mit Stiften bei Prima Malen

Die Vorzeichnung ist bei der Malerei der letzte Schritt vor dem eigentlichen Malen. Normalerweise entfällt dies bei der Alla-Prima-Malerei. Wenn Sie dennoch eine Vorzeichnung für Ihre Bildanlage benötigen, empfehle ich einen Rötelstift, um keine zu starken Kontraste zu erzeugen - roter Rötel ist immer eine gute Wahl. Manche Künstler bevorzugen Kohle, für mich ist die Kohlevorzeichnung nicht von Vorteil, da sich Rußpigmente mit der Ölfarbe vermischen. Für die Vorzeichnung können die Linien sehr fein ausgeführt werden oder ausschließlich grobe Flächeneinteilungen markieren.  

 

Tipp:  Falls eine Vorzeichnung  mit Stiften als Hilfsschritt benötigt wird, empfehlen wir den Rötelstift. Vorzeichnungen mit Kohle sind nicht zu empfehlen – sie verschmutzen die Farbe. 

Alla-Prima Maltechnik: Bildanlage und Aufmalen der äußeren Form

Aufmalen der Äußeren Form

Bei echter Alla Prima-Technik ist die trockene Vorzeichnung mit Stiften aber gar nicht nötig – es wird direkt mit einem Raw Umber oder Burnt Umber mit einem kleinen Borstenpinsel die äußere Form gemalt. Die Farbe sollte nass in nass gearbeitet werden. Die Alla Prima-Technik ist eine schnelle Arbeitstechnik, die keine aufwendigen Bilduntermalungen benötigt. Die dunklen Linien der Vorzeichnung mit Ölfarbe dienen bei dieser Malerei schon als fertige Schatten und für die Anlage der Falten (Augenlid, Nase, Kinnunterseite), daher ist es wichtig, keine zu dunklen Farben zu verwenden, eine Spur Terra Puzzuoli oder Siena gebrannt kann von Vorteil sein. Allerdings werden die besten Ergebnisse mit Raw Umber (Umbra Natur) oder Burnt Siena (Siena Gebrannt) erzielt. Wenn die Anlage fertiggestellt ist, kann man direkt mit der eigentlichen Malerei beginnen, ohne den Trocknungsprozess abzuwarten.  

 

Tipp:  Anstelle einer klassischen Vorzeichnung wird die äußere Form direkt mit kleinen Borstenpinseln aufgemalt. Je besser und genauer die Bildanlage, desto mehr Zeit und Mühe spart man danach – das Auge korrigiert die Form während des gesamten Malvorganges.

Alla-Prima-Malerei: Hell und Dunkel – Spiel aus Licht und Schatten

Licht und Schatten Malerei Porträtmalerei

Wie bei allen anderen Maltechniken wird auch bei der Alla-Prima Maltechnik mit der verschatteten Gesichtshälfte begonnen. Dies ist ein ungeschriebenes Gesetz der Malerei und eine der ersten Fragen der Workshop-Teilnehmer.

Deshalb: Nachdem man durch Vorzeichnung oder Anlage des Bildes die Formen festgelegt hat, geht es jetzt darum, die Licht- und Schattenverhältnisse zu bestimmen.

 

Tipp: Legen Sie gleich zu Beginn den hellsten und den dunkelsten Ton fest.

 

Die dunklen Hauttöne können mit den verschiedensten Umbra- und Ockertönen, sowie mit gebrannten und roten Umbra gemischt werden. Wenn Sie dunkle Töne mit Schwarz abmischen, sollte die Farbe mit einem Cadmiumrot oder Gelb untermengt werden, ansonsten werden die schattigen Farben stumpf und leblos.

 

Wichtig: Übergänge zwischen hellen und dunklen Tönen – den sogenannten Mitteltönen oder auf Englisch: Transition half-tones. 

 

Farbe kommt am besten zur Geltung, wenn an den Bruchkanten eher kühle Hauttöne aufgetragen werden, während die Flächen und Dunkelheiten viel Farbe vertragen. Dafür gibt es keine Regel, sondern die Farbgebung ist, wie immer in der Malerei, sehr stark vom einfallenden Licht abhängig.

 

Wenn Sie an dieser Stelle Ihrer Malpraxis unsicher sind, empfehlen wir den gezielten Besuch eines Workshops zur Alla-Prima-Malerei, dessen Fokus auf der Bestimmung der Palette liegt. Die mangelhafte Kenntnis der Farben und deren Eigenschaften ist eine der Hauptursachen für das Misslingen eines Porträts.

Fertigstellung des Bildes

Kann ein Poträt mit der Alla-Prima Maltechnik wirklich in einem einzigen Arbeitsgang, also nach der ersten unmittelbaren Malschicht fertiggestellt werden, ohne weitere Korrekturen und Überarbeitungen? Die Erfahrung zeigt, dass nach dem Trocknen der Ölfarbe oder der Acrylfarbe in der Intensität (Chromatur) und in den Tonwerten große Veränderungen stattfinden. Die Farben – je nach Qualität und Beschaffenheit der beigemengten Füllstoffe (Link – Ölfarben) – verändern sich. Die noch feuchte Farbe besitzt durch die Lichtbrechung der feuchten Ölbindemittel eine andere „Leuchtkraft“ als eine trockene oder gar „eingesunkene“ Malschicht. Zudem hat bei der Alla-Prima-Malerei die Beschaffenheit der Leinwände große Bedeutung. Ein Halbkreidegrund mit entsprechender Saugkraft eignet sich sehr gut – das Bindemittel verflüchtigt sich relativ rasch und die Pigmente bleiben an der Oberfläche des Malgrundes stehen. Nach ausreichender Malpraxis ist dem gewissenhaften Künstler bewusst, dass man sich nach der Trocknung noch einmal mit der Arbeit auseinandersetzen muss. Nur so kann ein möglichst gutes Ergebnis erzielt werden.   Der Maler sollte dann als guter Handwerker abwägen, an welchen Stellen die Malerei eine Überarbeitung benötigt. Vor allem beim Auftragswerk ist das von Bedeutung – die Leuchtkraft kann sich durch den Trocknungsprozess um bis zu 50 % verringern. Vor allem beim Auftragswerk ist das von Bedeutung – die Leuchtkraft kann sich durch den Trocknungsprozess um bis zu 50 % verringern.

Oiling-in zur Überarbeitung des Bildes

In den meisten Fällen sollte das „trockene“ Werk mit einer dünnen Schicht Leinöl – ich selbst verwende eine Mischung aus Leinöl und Dammarharz – eingeölt werden. Im Englischen nennt man diesen Prozess „oiling-in“. Dadurch ergibt sich eine halbglänzende, lichtbrechende Oberfläche, die für den Betrachter eine satte Farbigkeit wiedergibt.


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