ARTIKEL: ANDREAS FISCHBACHER / MALER UND PRIVATDOZENT / März 2020
Pinsel zum Malen sind die wichtigsten Werkzeuge eines jeden Malers. Daher ist es wichtig, die richtige Auswahl der Pinsel zum Malen zu treffen. Die Sortimente der Hersteller bestehen aus zahlreichen und unterschiedlichen Größen, Formen, und Variationen. Sie reichen von hochwertigen, handgefertigten Pinseln aus Naturhaar bis hin zu günstigen Pinseln in widerstandsfähigen Synthetikfasern. Finden Sie sich mit unserem kleinen Pinsel-Ratgeber in dem Dschungel an Informationen und Angeboten zurecht, und sparen Sie Zeit und Geld. Wählen Sie für Ihre Porträt Maltechnik die richtigen Pinsel zum Malen aus.
Unter den verschiedenen Naturhaar-Pinseln sind die Feinhaarpinsel die Teuersten aber auch Hochwertigsten, während der Borstenpinsel meist preislich günstig ist. In beiden Kategorien gibt es qualitative Unterschiede, die aber besonders beim Borstenpinsel eklatant sein können. Das Fein-Haar sowie die Schweineborste kommen meist aus China und Russland, Korea oder der Mongolei. Dann gibt es noch Haarpinsel aus Rinder- und Pferdehaaren, sowie Iltis und einige andere.
Der synthetische Pinsel besteht meist aus Acrylon und Tynex, daher die fälschliche Bezeichnung Acrylpinsel die irreführend ist, da diese nicht ausschließlich für
Acrylmalverfahren hergestellt werden. Im Gegenteil, Synthetikpinsel sind vielseitig verwendbar. In der Ölmalerei finden sie genauso Einsatz wie in der Acryl-oder Guachemalerei, sowie in Temerperatechniken. Ich verwende diese Pinselart
bei Untermalungen und Lasuren und bei Grisaille.
Ich möchte nun die gängigsten Pinselarten mit den wichtigsten Details vorstellen und
beschreiben, und Ihnen damit einen guten Überblick der passenden Pinseltypen für Ihre jeweiligen Maltechniken geben.
Für Malereien mit Lasuren, in zarten Farbschichten, eignen sich Rotmarder- oder Iltis-Pinsel am besten, vor allem zum Ziehen von Linien und Zeichnen winziger Details. Pinsel aus Tobolsky-Kolinsky-Rotmarderhaaren sind die edelsten der Welt. Das Schweifhaar des Tobolsky-Kolinsky-Marders wird besonders wegen seiner Elastizität, verbunden mit einer extrem feinen Haarspitze geschätzt.
Der gängigste Feinhaarpinsel ist der sogenannte „Rotmarder-Pinsel“, wobei es sich dabei um Pinsel diverser Wiesel Arten handelt, den Rotmarder als Tier gibt es nicht. Für die Herstellung von Pinseln werden nur die Haare des Schweifs der Wiesel benötigt, da nur diese die feinen Spitzen aufweisen, die als Voraussetzung für hochwertige Pinsel gelten. Bei Rotmarderhaarpinsel werden die Fasern diverser Arten zusammengefasst, wobei die Länge, Feinheit und die Robustheit die Qualität und letztendlich auch den Preis des Pinsels bestimmen.
Qualitativ hochwertige Rotmarderpinsel sind äußerst weich und nehmen viel Farbe auf, sie können die Farbe sowohl im feuchten (also mit Lösungsmittel versehenen) Zustand als auch im trockenen Zustand gut auf die Leinwand bringen. Auch wenn der Pinsel bereits ermüdet und kurz ist, kann er trotzdem noch für gewisse Bereiche im Malprozess Verwendung finden. Die Vermalung der einzelnen Flächen ist mit einem Rotmarderhaarpinsel sehr gut möglich, da die feinen Haare die Farbflächen gut verbinden.
Ich verwende diese Pinselart ab der zweiten Malschicht in der Portraitmalerei um die Flächen der einzelnen Ton- oder Farbwerte (siehe Malpraxis) weich zu verbinden.
Wichtig: Die Haarspitze muss dem natürlichen Haarende entsprechen, nur dann kann der Pinsel seine volle Wirkung entfalten. Das Haar sollte nicht gleich unterhalb der Zwinge enden sondern weiterlaufen, sonst ermüdet der Pinsel zu schnell.
Das teuerste unter den Feinhaaren ist das Kolinskyhaar, welches das Schwanzhaar einer in Amur (Russland), Korea, Nordchina beheimateten Marderart bezeichnet. Die Haare weisen eine äußerst feine Struktur auf. Durch die Schuppige Haarstruktur kann der Pinsel viel Farbe aufnehmen, die dichte Bündelung der Haare ermöglicht einen weichen Vertrieb der Pigmente. Bei der Herstellung werden die Haare nicht in Form „geschnitten“, sondern sortiert und gebündelt.
Der gängige Borstenpinsel stammt aus China (Chinaborste) wobei das Haar vom domestizierten Hausschwein stammt. Das Pinselhaar ist also ein Nebenprodukt der Fleischindustrie und daher als Tierschützer betrachtet, weniger bedenklich als Feinhaarprodukte. Bei Borstenpinsel gibt es einen großen Unterschied in der Qualität – die billigsten Produkte taugen gerade einmal für den Farbauftrag, für die Portraitmalerei sind diese Pinsel jedoch ungeeignet. Hier zahlt es sich auf jeden Fall aus, auf die Qualität zu achten und hochwertige Ware zu kaufen. Ich achte beim Kauf von Borstenpinsel immer darauf, dass die Haare fein auslaufen und die gesamte Haarlänge im Pinsel zum Einsatz kommt.
Einsatz:
Der Borstenpinsel deckte ein ungemein breites Spektrum an verschiedenen Einsatzmöglichkeiten ab und ist wirklich der „Allrounder“ unter den Pinseln. Bei der Borste muss man allerdings immer darauf achten, in welchem Zustand sich der Pinsel befindet. Meine Erfahrung ist, dass der neue und stark gebündelte Borstenpinsel erst eingearbeitet werden muss, sowie man einen neuen Schuh mal einige Male tragen muss, bevor er bequem sitzt. Ist das aber der Fall, hat man bei hochwertiger Qualität und einigermaßen ordentlicher Länge der Pinselhaare ein echtes Arbeitstier in der Hand.
Die Strukturgebung beim Farbauftrag ist einzigartig, die Aufnahmefähigkeit, ob bei nasser (mit viel Lösungsmittel angereicherter) oder trockener Farbe ist hervorragend, mit der Katzenzunge kann ich durchaus feine Strukturen ausarbeiten und die Farbflächen gut miteinander verbinden.
Ich verwende diesen Pinsel bei Untermalungen, den ersten Malschichten in der Feinmalerei oder z.B. bei Grisaille.
Der Borstenpinsel ist also eine gute Lösung, auch abseits der Ölmalerei und findet in vielen Bereichen der Malerei Einsatz. Es gibt Maler die Feinhaarpinsel nicht
schätzen (z.B. Lucian Freud) und lieber mit der Borste einige Schichten übereinanderlegen um die Plastizität und Details im Gesicht zu modellieren. Auch beim dieser Pinselart gilt, ähnlich wie
beim Rotmarder, bitte auf die Qualität achten und ganz wichtig: Wenn die Borste nicht natürlich ausläuft und an der Pinselspitze abgeschnitten ist, können Sie nicht malen.
Allgemeines:
Der synthetische Pinsel besteht meist aus Acrylon und Tynex, daher die fälschliche Bezeichnung Acrylpinsel die irreführend ist, da diese nicht ausschließlich für Acrylmalverfahren hergestellt werden. Im Gegenteil, Synthetikpinsel sind vielseitig verwendbar. In der Ölmalerei finden sie genauso Einsatz wie in der Acryl-oder Guachemalerei, sowie in Temerperatechniken. Ich verwende diese Pinselart bei Untermalungen und Lasuren und bei Grisaille.
Vorteile:
Die Eigenschaften der synthetischen Pinsel sind meist gut und die Aufnahme von Farbe auch schon bei preisgünstigen Modellen sehr zufriedenstellend. Da sie weicher sind als Borstenpinsel, ergibt sich ein flüssiger Farbauftrag der sich hervorragend für Lasurtechniken eignet.
Die Erfahrung zeigt, dass man mit synthetischen Flachpinsel sehr feine Pinselstriche erzielen kann und sich diese Modelle für die Ausführung von Fasern, Haaren oder kleinen Kleidungsdetails eignen.
Ein weiterer Vorteil für den Gebrauch von synthetischen Flachpinsel ist die lange Haltbarkeit und der geringe Unterschied in der Qualität im Unterschied zu Naturhaarpinsel.
Nachteile:
Synthetische Pinsel neigen oft dazu, vor allem wenn sie stark gebündelt sind etwas „steif“ zu sein, wenn das der Fall ist, können die Pinsel die Farbe nicht mehr aufnehmen, die Weichheit geht verloren und die Lasurtechnik kann nicht ausgeführt werden.
TIPP: Pinsel daher immer gut reinigen!
Andere Pinsel sind in der Faserung sehr fein, was ebenfalls die Farbaufnahme reduziert. Diese Pinsel eignen sich bestenfalls für Feinlasuren oder dem Vertrieb von Malschichten mit wenig Farbe. Im Unterscheid zum Borstenpinsel gibt der Acrylpinsel der aufgetragenen Farbe wenig Körper und Struktur, die Pinselführung ist eher weich und die Faserstruktur im Farbkörper kaum erkennbar.
Fazit:
Wenn Sie mit synthetischer Faser malen werden sie bald merken, dass oftmals „günstige“ Pinsel besser in der Hand liegen als hochpreisige Produkte. Der
synthetische Pinsel ist eine gute Alternative zum Naturhaar, kann aber dem Farbkörper nicht die Struktur geben, wie etwa ein guter Borstenpinsel. Der Farbauftrag ist meist sehr
zufriedenstellend, es fehlt aber an der „Schuppigkeit“ der echten Haare, wodurch sich weniger Farbe im Pinsel halten kann.
Wichtig ist, dass Sie Ihre Pinsel nach jedem Gebrauch gut pflegen. Halten Sie Ihre Pinsel stets gut in Form mit folgenden Schritten:
Beim Malen mit wasserlöslichen Acrylfarben, die Künstlerpinsel sofort nach Gebrauch die Farben bevor sie antrocknen mit klarem, nicht zu heißem Wasser aus dem Pinsel waschen. Acrylfarbe ist angetrocknet nur noch sehr schwer und mit speziellen Reinigern aus dem Pinsel zu entfernen.
Da Ölfarben langsam trocknen, reicht es die Pinsel nach dem Malen zu reinigen. Entfernen Sie zunächst mit einem Tuch die überschüssige Ölfarben. Reinigen Sie die Pinsel mit einer rückfettenden Seife (Pinselkernseife) gründlich. Durch das Fett bleiben die Haare des Pinsels geschmeidig, so verlängern Sie die Lebensdauer und Gebrauchsfähigkeit Ihres Pinsels. Ölfarbe die angetrocknet ist, kann mit einem speziellen Pinselreiniger für Ölfarben entfernt werden und danach genauso mit der rückfettenden Seife ausgewaschen werden.
Prinzipiell bleiben die Pinselhaare durch das regelmäßige Auswaschen mit Kernseife länger elastisch und der Pinselkopf behält seine ursprüngliche Form. Man entfernt so auch Farbe, die sich eventuell unter der Metallfassung angesammelt hat. Die gründliche Reinigung verhindert, dass der Pinsel durch eingetrocknete Farbreste auseinander gedrückt wird. Nachdem der Pinsel gut gesäubert ist wird überschüssiges Wasser mit einem Tuch abgestreift und der Pinselkopf wieder in Form gebracht. Anschließend an der Luft gründlich trocknen lassen. Gute Künstlerpinsel darf man nicht erhöhten Temperaturen (Heizung oder prallen Sonne) aussetzen, sonst kommt es zu Schäden am Pinsel, wie brüchige Haare oder wackelnde Stiele.
Wichtig: Pinsel müssen stets sorgfältig gereinigt werden, sonst zeigen sie schon nach kurzem Gebrauch Schäden. Gut gereinigte Pinsel sind langlebig und malen mit der Zeit sogar besser.
Die von Ihnen gewählten Malutensilien müssen in der Praxis bestehen und Sie sollten sich – auch anhand einiger Fehlentscheidungen – Ihre eigene Meinung bilden. Die Malerfahrung zeigt, dass Sie sich erst ein Bild über die Funktion der Pinsel und über das erwünschte Ergebnis machen können, wenn Sie schon ein paar Pinselstriche gemacht haben. Der Sprung ins berühmte kalte Wasser, ist notwendig. Damit ein Violinist seine Praxis verbessern kann, muss er/sie zunächst die Geige in die Hand nehmen und üben.