Kunst Fachbegriffe - Porträtmalerei


ARTIKEL:  ANDREAS FISCHBACHER / PORTRÄTMALER UND PRIVATDOZENT  / April 2020 

Die wichtigsten Kunst Fachbegriffe in der Malerei

Chiaro-Scuro, Untermalung, Impasto, Alla-Prima, Grisaille, Anbei möchten wir Kunst Fachbegriffe aus der Porträtmalerei und der Malerei insgesamt erklären. Es handelt sich um Fachterminologie, die in Mal-Workshops immer wieder vorkommt, für den Laien aber oftmals schwer verständlich ist. In diesem Artikel erklären wir einige dieser Kunst Fachbegriffe, kurz und verständlich.

Acrylfarbe

Die auf der Basis von polymerisierten Acrylsäureestern hergestellten Acrylharzfarben wurden erstmals Ende der 1940er Jahre in den Vereinigten Staaten, ab den frühen 1960ern auch in Europa von Künstlerfarbenfabriken für den Gebrauch in der Malerei hergestellt. Das Bindemittel im Acryllack ist zunächst milchig weiß und wird erst durch das Trocknen transparent. Daher werden Acrylfarben beim Trocknen geringfügig bis sehr stark dunkler. Da die Farbe mit Wasser vermischt werden kann, wird sie bisweilen anstelle von Wasserfarbe und Wandfarbe verwendet. Acrylfarbe kann als Alternative oder Ergänzung zur Ölfarbe und mit den meisten hier üblichen Maltechniken verwendet werden. Die Trockenzeit der reinen Acrylfarbe ist sehr kurz, kann aber mit Malmitteln künstlich verlängert werden. Vorsicht: Acrylfarbe ist wenig deckend und dunkelt stumpf nach.  Mehr dazu in unserem Artikel über Acrylfarben und  Acrylmaltechnik . 

Alla-Prima

Bei dieser Maltechnik wird die Farbe direkt und ohne Untermalung auf die Leinwand aufgetragen, die Malschicht ist nicht transparent, sondern deckend. Alla-Prima Maltechnik erlaubt es dem geübten Maler das Bild zügig in einer Malschicht zu malen. Das heißt nicht, dass bei größeren Bildkompositionen keine Malpausen gemacht werden können, bei der ein Teil des Bildes trocknet. Der große Vorteil ist, dass sich die Öl- oder Acryfarbe nach dem Trocknen nicht mehr wesentlich ändert. Die Nachdunklung bei Acrylfarben ist trotzdem zu beachten. Bei der Alla-Primatechnik werden oftmals Vorzeichnungen angelegt. Diese Technik eignet sich für Öl- und Acrylmalerei. Mehr dazu erfahren Sie in unserem Artikel über Alla-Prima Maltechnik

Bindemittel

Bindemittel sind Werkstoffe der Malerei mit der die Pigmente "gebunden". Konkret handelt es sich dabei um künstliche oder natürlich Flüssigstoffe, die helfen die Farbe vermalbar und die Pigmente auf der Leinwand haftend zu machen. Bindemittel in der Malerei sind für die Bezeichnung der verschiedenen Techniken wie z.B. Ölmaltechnik oder Acrylmaltechnik ausschlaggebend. Bei der Ölmalerei sind es vorrangig Öle und Harze, bei der Acrylmalerei Acryllack. Ein Hauptmerkmal der Bindemittel ist das transparente Auftrocknen der Farbe. Mehr dazu erfahren Sie in unserem Artikel über Mal- und Lösungsmittel in der Malerei

Borstenpinsel

Als Borstenpinsel bezeichnet man Pinsel mit einer groben und harten Haarstruktur aus Naturhaar. Meist werden Borstenpinsel für den Einstieg in die Malerei eingesetzt, sie sind aber auch für geübte Maler geeignet, da sie die Farbe sehr gut aufnehmen. Es gibt Borstenpinsel in allen Varianten, Längen, Breiten und Formen. Meist werden sie aus Schweineborste hergestellt, es gibt aber auch Borstenpinsel aus Rinds- und Pferdehaar. Borstenhaare von Schweinen sind konisch geformt, sie besitzen also an der Borstenwurzel einen größeren Durchmesser als an der Spitze. Die Spitze der Borste (auch „Fahne“ genannt) ist in drei bis vier feine Fasern aufgespalten wodurch die Farbe optimal aufgenommen wird. In der Portraitmalerei kommen vor allem Katzenzungenformen zum Einsatz. Mehr dazu in unserem Artikel über Pinsel. 

Campitura

Als Begriff veraltet und daher gleichzeitig erfrischend modern, bezeichnet man mit Campitura den Bilduntergrund, der in der klassischen Malerei nicht selten dunkel gehalten wurde. Es gibt drei Arten von Campitura:

  • 0. den weißen Hintergrund (nessuno sfondo),
  • 1. den halb-transpartenten Hintergrund (sfondo semitrasparente)
  • 2. den deckenden Hintergrund (sfondo opaco)

Wissenschaftlich belegt ist, dass z.B. Caravaggion und seine Zeitgenossen einen (2) sfondo opaco – also einen deckenden, ölhaltigen Hintergrund verwendeten, auf diesen wurde die Vorzeichnung mit Kohlestaub durchgepaust und danach die Kontur-Linien zusätzlich eingeritzt. In der zeitgenössischen Porträtmalerei verwendet man mehrheitlich einen (1) semi-transparenten Hintergrund. Für den semi-transparenten Untergrund wird mit Umbra Gebrannt eine, mit Terpentinersatz verdünnte Farbschicht auf weißer Leinwand aufgetragen und diese danach mit einem trockenen, weichen Lappen (dafür eignet sich am besten ein altes Baumwolle T-Shirt) abgewischt. 

Chiaro-Scuro

Dabei handelt es sich um eine, vor allem nach dem Manierismus, verbreitete Malweise, die in Italien ihre Anfänge nahm. Caravaggio (Michelangelo Merisi) war einer der bedeutendsten Protagonisten dieses barocken Malstils, bei dem es – wie der Name Chiaro-Scuro (Hell-Dunkel) - schon verrät, um die Schaffung kontrastreicher Hell-Dunkel Kompositionen geht. Caravaggio selbst hat hierbei hartes, gezielt auf die dargestellten Personen gerichtetes Licht eingesetzt, um die Figuren aus der Umgebung herauszuheben und um deren Wesenszüge gesteigert zum Ausdruck bringen zu können. Rembrandt van Rijn, Georges de la TourPeter Paul RubensFrancisco de Zurbarán und Diego Velázquez waren ebenfalls Meister dieser Technik. Caravaggio revolutionierte mit dieser Technik die Porträtmalerei.  

Grisaille-Maltechnik

Bei dieser Maltechnik handelt es sich um die Untermalung in Grautönen (Gris), die für die klassische Ölmaltechnik bis ins 19. Jhd. hinein Bedeutung hatte. Das Bild - oder Teile des Bildes - wurde in Grautönen gemalt (Untermalung) und erst nach dem Trocknen mit Farblasuren versehen. Grisaille ist allerdings auch als eigenständige Grautonmalerei, meist in der Freskomalerei, zu finden. Durch die Untermalung grau konnten starke Kontraste erzeugt werden, ein weiter Vorteil dieser Maltechnik ist, dass sie dem Künstler ein hohes Maß an Sicherheit bietet. Mehr dazu finden Sie in unserem Artikel über  Altmeisterliche Malerei.

Dammar

Dammarfirnis für die Ölmaltechnik, Porträtmalerei

Ein aus Indonesien stammendes Baumharz, das in der Ölmalerei eingesetzt wird. Es verstärkt die Wirkung von Leinöl, Safloröl u.a. gebrauchsüblichen Ölen, indem es beim Trocknen einen Glanzfilm um die Farbpigmente legt. Dammar wirkt leicht trocknungsbeschleunigend und wird in der Porträtmalerei gerne verwendet.  Außerdem wirkt Dammar beim Trocknen ausgleichend, da sich Leinöl durch Sauerstoffaufnahme ausdehnt und Dammar beim Oxidieren zusammenzieht. Mithilfe von Dammar können somit unschöne Runzelungen beim Auftrocknen der Farbe vermieden werden. Mehr Interessantes dazu erfahren Sie in unserem Artikel über Mal- und Lösungsmittel.

Impasto

Impasto-Malweise, Ölmalerei

Hierbei handelt es sich um eine beliebte Maltechnik, die mit dem Beginn des Impressionismus aufkam. Die Farbe wird dick und deckend auf den Malgrund aufgetragen. Durch die lange Trocknungszeit bei Ölfarben kann „Nass in Nass“ gemalt werden. Auch Acrylfarbe kann verwendet werden, dabei wird die kurze Trocknungszeit der Acrylfarbe oftmals durch den Einsatz entsprechender Trocknungsverzögerer verlängert. Bei der Impasto-Technik kommen vorrangig grobe Borstenpinsel und Malspachteln zum Einsatz. Bei der Impasto-Technik wird die Farbe häufig auf der Leinwand anstatt auf der Palette gemischt. Ölfarbe eignet sich dazu am besten. Einer der frühen Protagonisten der Impasto-Maltechnik war Vincent van Gogh.

Imprimitur

Als Imprimitur bezeichnet eine tonale Untermalung mit Siena Natur, Umbra gebrannt oder Umbra Natur. Sie liefert nicht nur eine einheitliche Optik, sondern bezeichnet auch die ersten Schritte eines Werkes, wobei die Tonwerte-Verhältnisse von Dunkel auf Hell bestimmt werden können. Die Imprimitur wird vor allem in der klassischen, indirekten Malerei eingesetzt, wo die Untermalung zuerst über der Campitura angelegt wird. Nachdem diese erste Malschicht getrocknet ist, kann mir dem Bildaufbau in semi-transparenten Schichten begonnen werden. Der/Die geübte Maler/Malerin wird diese Malschicht niemals komplett übermalen sondern gezielt und gekonnt stehen lassen. Vor allem in den Schattenpartien klassischer Porträts finden wir oftmals nur die reine Untermalung mit geringem Einsatz von Farbe für einige Höhungen und Reflexe in der Verschattung. 

Krakeleen

Krakeleen bei der Ölmalerei, Lasurmalerei

Als Krakleen bezeichnet man Sprünge und Risse in der Ölmalerei, die entweder gewollt oder ungewollt durch das verfrühte Auftrocknen der Malschichten entstanden sind. Meist entstehen Krakeleen deshalb, weil die Ölfarbe an den Stellen aufgerissen ist, wo man die Fett-auf-Mager-Regel nicht beachtete. Die unteren Malschichten waren in diesem Fall noch nicht ausgehärtet. Durch die verfrühte Trocknung der oberen Malschicht(en) entsteht ein fester Film der im Laufe der Zeit Risse bekommt. In neuerer Zeit werden Krakeleen bewusst eingesetzt und dafür entsprechende Hilfsstoffe der Malerei entwickelt. Krakeleen sind vor allem für Bildrestauratoren eine große Herausforderung. Es gilt: je mehr Malschichten, desto größer die Anfälligkeit für Risse und Sprünge. 

Liquin

Ein Malmittel auf chemischer Basis, entwickelt von Winsor&Newton. Dabei handelt es sich um eine modernes Malmittel für die Ölmalerei, das in verschiedenen Qualitäten gehandelt wird. Das Malmittel ist im Fachhandelt erhältlich. Es gibt auch von anderen Herstellern gelichwertige Malmittel, wie zum Beispiel das Medium L von Schmincke. Mehr dazu erfahren Sie in unserem Artikel über Mal- und Lösungsmittel. 

Ölfarbe

Unter Ölfarben versteht man Farben, die sowohl in der bildenten Kunst als auch im Bereich des Anstrichs Verwendung findet. Die Ölfarben unterscheiden sich von anderen Farben, wie z.B. Acrylfarben, durch das Bindemittel. Hierzu werden Farbpigmente mit Leinöl oder anderen Ölen vermischt und dadurch brauchbar gemacht. Ölfarben kann man sowohl pastos als auch dünn - lasierend verwenden. Möchte man eine Lasur erzeugen, muss man der fertigen Ölfarbe Lösungsmittel beimengen, dafür wird Terpentinöl oder Mineralöl (Testbenzin) verwendet. Ölfarben für die Porträtmalerei werden meist in Tuben verkauft. Außerdem kann man Ölfarben auch selbst herstellen. Dafür benötigt man Öle und Pigmente als auch Werkzeuge, wie Mörser und Glas- oder Steinplatten.  Bei den fertigen Farben gibt es große Unterschiede in der Qualität und im Preis. Mehr zu Ölfarben, Hersteller und Beschaffenheit erfahren Sie in unserem Artikel: Ölfarben 

Sfumato

Sufmato (verraucht, verschwommen), ist ein Begriff aus der klassischen Malerei, der den Effekt beschreibt, der durch ein Übereinanderlegen vieler semi-transparenter Malschichten (Lasuren) entsteht. Dadurch wirken die Konturen verschwommen und das Ölbild bekommt einen „metaphysischen“ Charakter. Charakteristisch für diese Malweise sind Werke von Leonardo:  Salvator Mundi oder bei der Mona Lisa. Alte Meister verwendeten oft bis zu 30 Malschichten, um diesen Effekt zu erzielen. 

Sikkativ

Bei Sikkativen handelt es sich um Trocknungsbeschleuniger, die vorrangig in der Ölmalerei Verwendung finden. Sie können sowohl chemischen als auch natürlichen (Harze) Ursprungs sein. Sikkative werden dem Malmittel in sehr geringen (2%) Mengen beigemengt. Gängige Sikkative sind Cobalt und Akylharze, fertige trocknungsbeschleunigende Malmittel sind im Fachhandel erhältlich. Mehr dazu erfahren Sie in unserem Artikel über Mal- und Lösungsmittel.

Vorzeichnung

Untermalung in der Ölmalerei, Malschichten in der Portätmalkunst

Mit der Vorzeichnung beginnt der eigentliche Bildaufbau in der Porträtmalerei. Bei altmeisterlichen Ölmal-Techniken ist die Vorzeichnung meist mit Rötelstift, Kohle oder Umbra-Natur angelegt. Sie soll helfen, die späteren Malschichten gezielt aufzutragen. Je genauer die Vorzeichnung angelegt ist, desto weniger Korrekturen verlangt der darauf folgende Malprozess insgesamt. Nach der Vorzeichnung können bei zeitgenössischer Porträtmalerei auch Acrylfarben verwendet werden. Vorsicht ist geboten, wenn die Untermalung mit Grafitstift angelegt wird – es können reliefartige Linien entstehen und die Vorzeichnung im Laufe der Zeit an der Bildoberfläche sichtbar werden.


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