Ölmalerei – Malmittel, Lösungsmittel und Harze


ARTIKEL:  ANDREAS FISCHBACHER / MALER UND PRIVATDOZENT  / März 2020 

Mal- und Lösungsmittel, Harze

Den Einsatz von Mal- und Lösungsmittel sowie Harzen und Chemikalien in der Malpraxis der Ölmalerei, möchten wir in folgendem Beitrag, kurz und einfach beschreiben. Wenn man einige einfache Regeln (Fett auf Mager) beachtet, ist die Verwendung von Malmittel relativ unkompliziert. Die Verwendung von Malmittel in der Porträtmalerei unterscheidet sich nicht vom üblichen Gebrauch dieser Hilfsstoffe der Ölmalerei. In den letzten Jahren sind viele neue Produkte auf den Markt gekommen, die den Anforderungen der Zeit entsprechen, weniger toxisch und sehr anwenderfreundlich sind. Auf diese neuen Entwicklungen möchten wir hier ebenfalls eingehen. Wesentlich ist, dass Sie durch den richtigen Einsatz von Binde- und Malmittel, Fehler vermeiden und hervorragende Malergebnisse in der Porträtmalerei erzielen.

Malmittel der Ölmalerei, Porträtmalerei, Leinjöl

Definition der Malmittel

Mal- uns Bindemittel sind Werkstoffe der Ölmalerei, die auch als Hilfsstoffe bezeichnet werden. Sie haben den Nutzen die Pigmente zu binden und besser vermalbar zu machen. Durch die darin enthalten Öle und Harze kleben Farbpartikel auf den verschiedenen Malgründen, hingegen verdunsten Terpentin- und Mineralöle beim Trocknungsprozess rückstandsfrei. Bei der Ölmalerei bildet sich um die Pigmente ein transparenter Film, der die Lichtbrechung positiv beeinflusst. Harze können die Qualität der Bindemittel verbessern, unterstützen den Trocknungsprozess und steigern die Brillanz. 

 

Werkstoffe der Ölmalerei unterteilen wir grob in folgende Kategorien:

  • Öle (z.b. Leinöl)
  • Harze (z.b. Dammarharz
  • Lösungsmittel (z.b. Terpentinöl und Testbenzin) 
  • Chemische Hilfsstoffe (z.b. Cobalt) 

Die Vorteile für die Verwendung von Ölen in der Malerei sind:

  • Bessere Vermalbarkeit der Farbe (Modellierung der Farbe)
  • Längere Haltbarkeit der Farbe
  • Höhere Brillanz durch die besondere Lichtbrechung

Inhalte

Geschichte der ölhaltigen Werkstoffe

Van Eyck, Porträt, National Gallery London, Ölmalerei

Nachweislich wurden seit dem 12. Jahrhundert Experimente rund um die Pigmentbindung mithilfe von Ölen und ölhaltigen Malmittel angestellt. Fälschlicherweise wird den Brüdern Van Eyck, die Erfindung der Ölmalerei zugeschrieben. Die einzelnen Werkstätten sowohl in Nord- als auch in Südeuropa, versuchten den zuvor in Tempera gemalten Tafelbildern, durch Beimengen von Ölen und Harzen zu den Farben, zusätzliche Brillanz zu verleihen. Die Bindemittel der Temperamalerei trockneten oft „stumpf“ auf und waren zudem verderblich. In der Regel wurden den Farbpigmenten Öle wie Lein- oder Mohnöl (Nordeuropa) und Nussöl (Südeuropa) beigemengt. Der experimentierfreudige Leonardo da Vinci verwendete nach neuesten Forschungserkenntnissen eine Reihe verschiedener Öle u.a. Wachholder und Nelkenöl. Die Entwicklung der Ölmalerei ist zudem noch nicht abgeschlossen, da - je nach dem Stand der Wissenschaften – immer wieder neue Ölmalmittel auf den Markt kommen. 

Verwendung von Binde- und Malmittel in der Ölfarbe

Bindemittel:

 

Die Ölfarbe besteht im Wesentlichen aus Pigmenten und Bindemittel, wobei die Bindemittel bei den verschiedenen Herstellern und Qualitäten der Tubenfarben etwas variieren. Zusätzlich zu den klassischen Bindemitteln wie Ölen und Harzen, werden Sikkative und Füllmittel beigemengt. Allgemein werden die Rezepturen der Hersteller nur ungern veröffentlicht, je höher die Pigmentierung desto besser ist die Qualität der Farben, danach richten sich auch die Preise. Bei hochwertigen Marken werden nur Öle wie Safloröl, Lein- und Sonnenblumennöl als Bindemittel verwendet, die Beimengung von Harzen wie Dammarharz, wie z.b. bei Mussini von Schmincke, verhindert die Ausdehnung der Farben beim Auftrocknen. Durch die Sauerstoffaufnahme beim Trocknungsprozess dehnt sich der Farbfilm der Ölfarbe aus, die Oberfläche kann sich verziehen und wellen. Harze können diesen Prozess ausgleichen, da sie der Farbe durch Verflüchtigung Volumen entziehen. Dies ist auch der Grund, warum wir einen Anteil an Dammarharz bei der Zubereitung von Malmittel empfehlen.

 

Malmittel:

 

Einer der wesentlichen Punkte in der Zubereitung der Malmittel ist die richtige Menge der Öle und flüchtigen Öle. Die einfachste und gängigste Rezeptur eines selbstgemachten Malmittels mit mittlerer Trocknungszeit ist die Verwendung von Leinöl und reinem Mineral- oder Terpentinöl. Die fertigen Tubenfarben werden damit vermengt, sodass sie dem Zweck entsprechend – lasierend oder pastos – vom Pinsel aufgenommen werden. Je höher der flüchtige Anteil beim Malmittel ist, desto magerer trocknet die Farbe auf, jedoch wird sie durch einen zu hohen Anteil an Mineral- oder Terpentinöl instabil. Generell sollte die Menge an verwendeten Malmittel 25% nicht überschreiten. (75% Tubenfarben zu 25 % Malmittel) 

 

FETT auf MAGER!

Porträtmalerei, Ölmalerei, Fett auf Mager, Malmittel

 „Mager“:

Weniger Ölanteil, mehr Terpentin- oder Mineralöl, eventuell Sikkative - raschere Trocknung

„Fett“:

Höherer Ölanteil (eventuell langsam trocknende Ölen) – langsamere Trocknung

 

Achtung: Malt man mit einem zu hohen Anteil an flüchtigen Ölen (Terpentin- oder Mineralöl), wird die Farbe instabil und klebt beim Auftrocknen nicht auf der Leinwand.

 

Die Regel Fett auf Mager ist unbedingt zu beachten. Diese Regel hat einen wesentlichen Vorteil, denn wie es sich in der Malpraxis zeigt, kann die Untermalung schnell trocknen, was ein rasches Arbeiten ermöglicht. Die oberen Malschichten sollen langsam trocknen. Trocknet die obere Malschicht schneller als die untere, können Risse entstehen. Vor allem in der Porträtmalerei ist dies besonders gefährlich und sollte unbedingt vermieden werden. Die Kunstgeschichte ist voll mit dilettantisch gemalten Gesichtern, die Risse und Schrunden (Krakeleen) aufweisen. 

 

Rasche Trocknung des Malmittels:

 

Ein rasch trocknendes Malmittel kann mithilfe der Beimengung von Sikkativen (Trocknungsbeschleunigern) hergestellt werden. Die meisten Sikkative enthalten Schwermetallionen (Blei, Mangan, Cobalt, Zink etc.)  und sind deshalb leicht bis stark toxisch. Der Anteil an Sikkativen (z.b. Sikkativ de Harlem) im Malmittel ist vom jeweiligen Sikkativ abhängig. Sollten sie zum Malmittel Cobaltoleat beimengen, empfehlen wir ungefähr 2% der Gesamtmenge nicht zu überschreiten.

Tipp: Wenn sie mit Sikkativen arbeiten sollten die Pinsel sofort nach dem Malen mit geruchsfreiem Mineralöl (Terpentinersatz) und anschließend mit Wasser und Seife gereinigt werden, da die Haare sonst sofort verkleben.

 

Über die richtige Herstellung und Verwendung von Malmittel in der Porträtmalerei entscheidet letztendlich das Projekt und die Malweise. Wenn Sie pastos (Impasto) und deckend arbeiten, müssen Sie eigentlich kein Malmittel verwenden, da das in der Tube vorhandene Bindemittel für das richtige Auftrocknen der Farbe sorgt. Malen Sie in Schichten oder Lasuren, sollten sie die Regel Fett auf Mager sehr genau beachten und den Malvorgang genau planen, bevor sie mit der Arbeit beginnen. Als unerfahrener Maler oder Anfänger sollten Sie jedoch auf Experimente verzichten und auf gängige und im Handel erhältliche Malhilfsmittel zurückgreifen. Für die Feinlasurmalerei empfehlen wir ebenfalls die bereits fertig im Handel erhältlichen Malmittel. 

Einsatz der Malmittel Terpentine und Mineralöle

Terpentine sind flüchtige Öle, die in der Malerei zum Einsatz kommen, um eine bessere Vermalbarkeit der Farbe zu ermöglichen. In neuester Zeit kommen klassische Terpentine kaum noch zum Einsatz (außer in Restaurierungswerkstätten), da sie stark riechen, Allergien auslösen und Kopfschmerzen verursachen können. Im Allgemeinen ist von Terpentinölen abzuraten, außer Sie sind ein unverbesserlicher Traditionalist. Echten Terpentinölen und seiner Herstellung und Geschichte könnte man ein gesamtes Kapitel widmen, jedoch sind geruchsfreie Mineralöle, im Shop unter Testbenzin oder Terpentinersatz gehandelt, eine gute Wahl.

 

Einsatz von Mineral- und Terpentinölen in der Porträtmalerei:

  1. Zur Herstellung von Malmittel gemeinsam mit Ölen und Harzen.
  2. Zur Reinigung von Pinseln und Malwerkzeugen.
  3. Zur Herstellung von Harzlösungen, wie etwa Dammarharz.

Zu beachten: Terpentin- oder Mineralöl hat keine Auswirkung auf die Trocknungszeit der Ölfarbe, die Menge an verwendetem Öl allerdings sehr wohl. Mengt man dem Malmittel mehr Terpentin oder Terpentinersatz zu, verringert sich der Anteil an Öl, dadurch trocknet die Farbe schneller auf (mager). Mehr Öl langsamere Trocknung – weniger Öl schnellere Trocknung. Die Beifügung von Harzen oder chemischen Inhaltsstoffen beschleunigt die Trocknung, diese Malmittel nennt man folglich Sikkative

Malmittel Ölfarben: Sikkative und Trocknungsverzögerer

Trocknungsbeschleuniger - Sikkative (Mager)

 

Mit Hilfe von Sikkativen und Trocknungsverzögern im Malmittel, kann man die Trocknungszeit der Ölfarbe je nach Anforderung beeinflussen. Grundsätzlich wird durch Beimengung von Ölen, wie etwa Mohn- und Standöl, die Trocknung verzögert. Die Trocknungsbeschleunigung hingegen, erfolgt durch sogenannte Sikkative. Sikkative bestehen aus Harz oder Schwermetallionen wie Blei, Mangan, Cobalt, die meist toxisch sind. In bereits fertig gemischten Malmitteln, wird als Sikkativ meist Alkydharz in Kombination mit chemischen Stoffen verwendet. Für sehr schnell trocknende Malmittel, wird in der Regel Kobaltoleat in geringen Mengen beigemengt. Sollten Sie ihrem Malmittel Kobalt beimengen beachten Sie bitte die toxischen Eigenschaften.

 

Sikkative Harze:

Chemische Sikkative:

  • Kobalt (-oleat)
  • Blei
  • Zink
  • Mangan 

Trocknungsverzögerer – langsam trocknende Öle (Fett)

 

Als Trocknungsverzögerer in der Ölmalerei, respektive in der Porträtmalerei werden vor allem langsam trocknende Öle verwendet. Diese Öle dienen dazu, die Ölfarbe so lange wie nötig „offen“ zu halten und eine lange Vermalbarkeit zu garantieren. Außerdem werden Tocknungsverzögerer dort eingesetzt, wo die Regel Fett auf Mager gilt – bei der Lasurmalerei also in den oberen Malschichten oder, um eine lange Trocknungszeit in der Nass- in Nassmalerei zu ermöglichen. Da es sich bei Trocknungsverzögerern um rein pflanzliche Hilfsstoffe handelt, sind diese in der Regel nicht-toxisch. Wie alle Malmittel, werden bereits fertig gemischte, trocknungsverzögernde Malmittel im Handel angeboten. 

 

Gängige Trocknungsverzögerer:

  • Mohnöl
  • Leinöl-Standöl  
  • Walnussöl 

Die Anwendung von Harzen in der Ölmalerei

Dammar,  Malmittel, Portraitmalerei

Wie schon erwähnt haben Harze verschiedene Eigenschaften und Anwendungsgebiete. Meist handelt es sich um gummiartige Baumharze, die Eigenschaften aufweisen, die die Wirkung von Ölen als Bindemittel verstärken oder ausgleichen. In der Malerei kamen früher eine Vielzahl von Harzen zum Einsatz, heute hat sich die Industrie auf die Verwendung einiger wesentlicher beschränkt. Die wichtigsten und deren Verwendung möchten wir hier kurz beschreiben: 

  1. Dammarharz

Dammar ist ein Harz, dass aus dem Baum Shoria wiesneri gewonnen wird, den man in Sumatra findet. Dieses Harz wird seit dem 19. Jhd. vor allem für die Bindung von Farbpigmenten verwendet. Dammarfirniss ist eine Lösung von Dammarharz in Terpentin- oder Mineralölen. Diese verleiht den Ölfarben mehr Glanz und Transparenz. Dammarfirnis wird kann dem Gemisch von Leinöl (oder anderen Ölen) und Terpentin- oder Mineralöl in einer Menge bis zu 1/3 zu 2/3 als Malmittel zugefügt werden. Verwenden sie gereinigte nicht-gilbende Produkte. 

 

2.  Alkydharz

 

Alkydharze bezeichnet man auch als Kunstharze wie z.b. Epoxidharz. Sie werden in chemischen Prozessen hergestellt und sind äußerst witterungsbeständig. Alkydharze finden sich in der Ölmalerei in Sikkativen diverser Hersteller in Kombination mit anderen Zusatzstoffen (Ölen und chemischen Inhaltstoffen). Außerdem werden Alkydharze in Gebinden oder Spraydosen für fertige Schlußfirnisse für die Acryl- und Ölmalerei angeboten. In verflüssigter Form werden sie von Chemieherstellern an professionelle Anwender verkauft, es ist nicht jedoch ratsam selbständig damit zu experimentieren.

 

3. Mastix

 

Mastixharz wurde in der Ölmalerei vor allem als Schluss- oder Retuschierfirnis verwendet. Die Anwendung erfolgt ähnlich wie beim Dammarfirnis, er trocknet aber matter auf. Die beste Mastix-Qualität ist der Chios-Mastix. Er ist in Terpentin und Alkohol komplett lösbar, in Benzinen allerdings nur mit Rückständen. Er trocknet etwas härter als Dammarfirnis und wird noch bei der Restaurierung historischer Gemälde verwendet. Als Schlussfirnis in der Acryl- und Ölmalerei werden heute fast ausschließlich Kunstharze (Alkydharz) verwendet. Mastixfirnisse werden mit der Zeit brüchig und gelblich-matt, sodass sie Malereien mit der Zeit mit einem trüben Firniss belegten. Heute gehen Restauratoren dazu über Gemälde (z.B. Rembrandt) von alten Mastixfirnissen zu befreien.

Fertigprodukte und neue Malmittel

Es wurden in den letzten Jahren eine Anzahlt neuer Malmittelprodukte für die Ölmalerei auf den Markt gebracht, wobei sich alle neuen Produkte auch für die Porträtmalerei eignen. Liquin von Winsor&Newton ist eines davon, es eignet sich besonders für Lasurtechniken. Liquin kann mit Ölen und Terpentin- oder Mineralölen gemischt werden. Diese Produkte überzeugen auch Laien durch ihre unkomplizierte Anwendbarkeit, sowie die geringe Toxizität. Allerdings sind „synthetische“ Malmittel nicht langzeiterprobt und daher mit Vorsicht zu verwenden. Wenn Sie professionell arbeiten und qualitativ hochwertige Ölporträts anfertigen, würden wir zur Vorsicht raten und Ihnen empfehlen, die gängigen und langzeiterprobten Malmittel empfehlen.

 

Grundsätzlich bieten Farbenhersteller eine Bandbreite erprobter und bereits fertig aufbereiteter herkömmlicher Malmittel (Medium) an. Diese reichen von einfachen Malmittel (Lein- und Walnussöl vermengt mit Terpentin- oder Mineralölen) bis hin zu, mit Sikkativen angereicherten, Malmittel. Fertige Produkte werden meist, je nach Trocknungsgrad, nummeriert verkauft.

 

Ein Beispiel:  

Schmincke-Produkte, die sich hervorragend für Lasur-Malerei (Mussini-Ölfarben) eignen, bezeichnen die Malmittel wie folgt:

 

Mussini - Medium I

Mageres Malmittel für Untermalungen

Inhaltsstoffe: Safloröl, Naturharze (wir nehmen an Dammar), Aldehydharze, Testbenzin.

 

Mussini - MediumII

Trocknungsverzögerndes Malmittel (für 2. Und 3. Malschichten)

Inhaltsstoffe: Sonnenblumenöl, Standöl, Testbenzin, Aldehydharz.

 

Mussini - Medium III

Stark trocknungsbeschleunigendes Malmittel (z.b. für Alla Prima Ölmalerei, die eine schnelle Trocknung erfordert)

 

Inhaltsstoffe: Aldehydharz, Testbenzin, Sikkativ (vermutlich Cobaltoleat), Standöl