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Porträtmalerei - Gilded Age

Porträts der High Society im Amerika des 19. Jahrhunderts

ARTIKEL:  ANDREAS FISCHBACHER  / MALER UND PRIVATDOZENT 


Gilded-Age-Portrait BASHI-BAZOUK, von Jean-Leon Gerome, 1868-69

Porträts in Amerika im "Goldenen Zeitalter"

Ausgehend vom Ende des amerikanischen Bürgerkrieges und des damit einhergehenden wirtschaftlichen Aufschwungs des Landes, fand an der Ostküste der Vereinigten Staaten ein beispielloser Wirtschafts – und Bauboom statt. Die wenig regulierte Wirtschaft die erlaubte amerikanischen Unternehmern im Öl- Stahl oder Eisenbahngeschäft die Schaffung immenser Privatvermögen. In der Foge liessen diese ihre neuen prächtigen Residenzen durch luxuriöse Ausstattung und Kunst verschönern. Die Kunstgeschichte zeigt, dass Perioden besonderer Produktivität und wirtschaftlichen Wohlstandes (wobei es sich mehr um den Wohlstand der Eliten handelte, als um den des Volkes) immer mit dem Wunsch nach Verewigung durch Billdarstellung verbunden ist. Im sogenannten "Gildes Age" erlebte die Porträtkunst einen beispielhaften Aufschwung, der Wunsch nach Selbst- und Familienporträts führte zu zahlreichen Beauftragungen.

Europäische Vorbilder für die Ahnengalerie der Reichen

Aus Mangel and eigener „Kunst“ und der schwachen Position der amerikanischen Impressionisten, wurden Maler zur Ausbildung nach Europa geschickt. Da die Auftraggeber durchwegs wohlhabend, aber konservativ waren, entwickelte sich der Wunsch nach Auftragsportraits im Stil europäischer Adelsdynastien. Malerinnen und Maler legten sich einen dauerhaften einen Wohnsitz in Europa zu, oder hielten sich dort zum Studium auf: Auf der Suche nach Vorbildern für die Porträts ihrer amerikanischen Auftraggeber, lernten die die Herrschaftsportraits, berühmter Porträtkünstler wie von van Dyckund Velázquez in Paris, München, Antwerpen oder London kennen.

Die Porträtkunst erlebt einen Aufschwung

Private Darstellungen von Familienszenen, bis 1870 eher verpönt, dienten ab der Ausstellung des Bildes von Seymour Joseph Guy: Vor dem Opernbesuch, der Familie Vanderbilts, als Instrument der Selbstinszenierung sowohl der Auftraggeber als auch der Künstler, da beide davon profitierten. Die gesamte amerikanischen Kultur und Kunst war vorrangig auf Mäzenatentum angewiesen und die Portraitdarstellung wurde von der Gier der Presse und des Publikums nach gesellschaftlichen Ereignissen angeheizt. Ausstellungen von Portraits der Königinnen der New Yorker und Bostoner Society waren gut besucht und einzelne Künstler konnten sich rasch als nahmhafte Porträtkünstler etablieren.

 

Bekannte Porträtmaler des "Gilded Age" sind John Singer Sargent, Mary Cassatt und James McNeill Whistle.